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Walter Reichmuth – Inferno Triathlon – es hätte ein beschaulicher Tag werden können…

Aug
27
2014
Walter Reichmuth – Inferno Triathlon – es hätte ein beschaulicher Tag werden können…

15 Grad im Thunersee ließen am vergangenen Wochenende den Inferno Triathlon, zum Duathlon werden. Anstatt 3,1km Schwimmen hieß es zunächst einmal 3km laufen bevor die Triathleten auf das Rad geschickt wurden. So richtig warm wollte es dann auch den ganzen Tag nicht wirklich werden und der Zieleinlauf am Schilthorn lag dann wie viele Teile der Strecke in dichten Wolken und Nebel.

Walter Recihmuth ließ sich davon aber nicht abschrecken und kämpfte sich über die 3km Startlauf, 97km Rennrad, 30km Mountain-Bike und 25km Berglauf mit total 5’500 Höhenmeter. Nach 10:04h und Platz 58 im Gesamtklassement der Männer blieb für ihn die Uhr am Gipfel des Schilthorns stehen. Herzlichen Glückwunsch Walter!

Was er an diesem Tag erlebte schildert er auf seinem Blog: www.walter-reichmuth.ch

Es hätte ein beschaulicher Samstag, 23. August 2014, werden können, wenn man sich Bild 1 anschaut, welches morgens um 6 Uhr neben dem Strandbad Thun entstand. Mir und über 400 weiteren Athleten stand eine Schifffahrt von Thun nach Oberhofen über den knapp 15 Grad kalten Thunersee bevor. Leider wurde eben wegen diesen kalten Wasser-Temperaturen das 3.1km Schwimmen im Thunersee als Startdisziplin des Inferno-Triathlon durch einen 3km Startlauf in Oberhofen ersetzt, weshalb es dieses Jahr bloss ein Inferno-“Duathlon” wurde. Aber dieser hatte es auch so in sich. Beschaulich an der Strecke von 3km Startlauf, 97km Racebike, 30km Mountain-Bike und 25km Berglauf mit total 5’500 Höhenmeter würde ausser der Aussicht nicht sehr viel. Und selbst die wurde uns noch genommen. Aber alles schön der Reihe nach:

 

Morgens um 06:15 Uhr legte das Schiff in Thun ab, um nach knapp 20 Minuten neben dem Schloss Oberhofen anzulegen. In dieser Zeit hatte ich noch die Gelegenheit, ein Telefoninterview bei Radio SRF3 zu geben auf die Frage, was man denn so an einem Samstag morgen um ca. 6 Uhr alles treiben könnte. Der Moderator traute seinen Ohren kaum, als ich ihm vom bevorstehenden Abenteuer erzählte. Und mein Wunsch-Song (Survival von Muse) passte gerade gut zum Tag. Startschuss war um 07:15 Uhr in Oberhofen zu einer kurzen Aufwärmrunde von 3km durchs Dorf (Bild 2). Dies alles noch bei fast Sonnenschein und angenehmen 14 Grad und in weniger als 12 Minuten. In der Wechselzone angekommen, erfolgte ein schneller Wechsel aufs Rennrad und los ging es Richtung Beatenberg (Bild 3). Nach knapp 2km begann dann der erste Anstieg und es sollten nicht die letzten Höhenmeter sein. Über Sigriswil, Beatenberg folgte in einer rasanten Abfahrt Interlaken, um danach gemütlich dem Brienzersee zu folgen. Bis dahin war meine Ausdauersportwelt und mein Wille noch in Ordnung und auch das Wetter war soweit o.K. Aber je näher wir Meiringen und vor allem dem Aufstieg zur Grossen Scheidegg kamen, je dunkler wurden die Wolken und entsprechend kühler die Temperaturen. So stellte ich mir im Aufstieg zur Grossen Scheidegg mehr als einmal die Sinnfrage über Ausdauersport und wollte auch schon einige Male aussteigen. Denn neben dem kalten Wetter kamen nun auch zig Krämpfe im Oberschenkel hinzu. Aber irgendwie schaffte ich es im dichten Nebel rauf und hinten wieder runter nach Grindelwald (Strecke 97km, 2’145Hm, Zeit 3:53h).

 

Etwas durchfroren aber happy über die ersten zwei Berge, die ich geschafft hatte, wechselte ich aufs Mountain-Bike. Durch die neue Sitzposition in Verbindung mit kalten Muskeln war hier der Start Richtung Kleine Scheidegg sehr verkrampft. Doch auf diesem Streckenabschnitt verflogen die Höhenmeter schneller und leichter und nach ca. 11km war ich bereits auf der Kleinen Scheidegg, leider wiederum in dichten Wolken, was uns die Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau verwehrte. Also nix wie runter nach Wengen und  Lauterbrunnen. Das war die wohl genialste MTB-Abfahrt, die ich bis jetzt erlebt habe und hat einfach nur Spass gemacht. Aber meine Muskeln kühlten auch hier wieder sehr stark runter, so dass der letzte Streckenabschnitt nach Stechelberg nur mit schmerzendem Oberschenkel absolviert werden konnte. Das konnte ja heiter werden auf der letzten Etappe… Aber erst mal war ich froh, in der Wechselzone in Stechelberg angekommen zu sein (Strecke 30km, 1180Hm, Zeit 2:03h).

 

So nahm ich die letzte Etappe mit Laufschuhen unter die Füsse. Von Stechelberg zurück nach Lauterbrunnen ging es sehr flott und ausnahmsweise flach dahin und ich kam in einen richtigen Laufflow. Dieser wurde von da an aber abrupt gehemmt durch den ersten langen Aufstieg nach Grütschalp und weiter leicht ansteigend nach Mürren hinauf. Ich merkte, dass die Kraft langsam nachliess und Mürren einfach nicht näher kommen wollten. Wiederum stellte ich mir einige viele Male die Sinnfrage über Ausdauersport und dass es in Mürren schon Duschen und Massagen auch für Fast-Finisher geben würde. Aber als ich nach 17 von 25km, jedoch bei erst 1/3 der Höhenmeter in Mürren endlich ankam, war der Gedanke ans Aufgeben wie weggeblasen und ich freute mich fast auf die letzten 8km, welche allerdings nochmals knapp 1’400Hm beherbergten. Ich wusste, dass es in diesem Gelände eh nur noch zügiges Wandern gab. Es wurde aber doch nochmals lang und nach weiteren knapp 1 3/4h in dichten Wolken bei eisigem Wind hörte ich zwar den Speaker auf dem Gipfel des Schilthorn, aber sehen konnte ich ihn nicht. Auch nach dem Schild 500m bis zum Ziel dauerte es nochmals knapp 1/4h, bis ich aus dem Nebel plötzlich Giselas Stimme hörte, welche mich von oben rief. Da wusste ich, dass es nur noch kurz bis zur Schilthorn-Plattform und von da ins Ziel war. Die letzten Treppenstufen rauf zur Plattform (Bild 4) schaffte ich nur noch mit letzter Kraft. Und dann die Erlösung! Zieleinlauf auf 2’970m über Meer auf dem Schilthorn (Bild 5)!!! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie Glücklich ich da war, von Gisela in den Arm genommen zu werden – und selbstverständlich war da nix mehr mit Ausdauersport an den Nagel hängen. Ich hatte es ja geschafft (Strecke 25km, 2’175Hm, Zeit 3:56h). Mit einer Schlusszeit von 10:04.30h erreicht ich Overall den 58 Rang von 338 Männern.

 

So wurde aus dem beschaulichen Samstag der wohl härteste Wettkampf in meiner Karriere. Aber eins ist sicher, ich komme wieder ins Berner Oberland und werde den Inferno-Triathlon nochmals machen – mit Schwimmen und bei schönem Wetter!!!! In welchem Jahr das sein wird, werden wir sehen.

Walter Reichmuth

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Walter Reichmuth auf der Laufstrecke des Inferno Triathlon 2014

Walter Reichmuth auf der Radstrecke des Inferno Triathlon 2014

Walter Reichmuth auf der Radstrecke des Inferno Triathlon 2014

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