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Wiebke Reineke – Die Hölle von Q

Okt
16
2020
Wiebke Reineke – Die Hölle von Q

Wiebke Reineke schwamm, fuhr und lief durch die Hölle von Q.

Auch für Wiebke vielen in diesem Jahr erst einmal alle sportlichen Highlights den Covid Maßnahmen zum Opfer. Bis Juli sah es so aus, als ob außer Training nicht mehr viel in dieser Saison passieren sollte, bis für Wiebke das Tor zur Hölle aufgehen sollt.

„Q“ steht für Quedlinburg im Harz und dort sollte es im Herbst tatsächlich noch einen Triathlon über die Mitteldistanz geben und die hatte es in sich. Denn es mussten nicht nur die üblichen Distanzen, sondern auch etliche Höhenmeter bewältigen.

Im Training bauten wir dafür natürlich auch viele Höhenmeter mit ein, dennoch fuhr Wiebke mit ordentlich viel Respekt in den Harz, um sich freiwillig durch die Hölle zu begeben.

Wiebke schlug sich dabei hervorragend und belegte am Ende dabei sogar Platz 4 in Ihrer Altersklasse.

Bravo Wiebke, ich bin sehr stolz auf Dich!

Hier Wiebke’s Erlebnisse bei der Hölle von Q:

„September 2020 – ein ungewöhnliches Jahr, ein unerwarteter Startplatz und ein toller Wettkampf

Wer hätte das gedacht in diesem Jahr – doch noch ein Wettkampf, ein Race, in dem ich mich mit mir selbst und anderen messen darf, in dem ich das Wettkampfkribbeln morgens vorm Start spüren kann und ein Saisonauftakt- wie Abschluss in einer Mitteldistanz habe.

Nach unserem effektiven, motivierenden Trainingslager im Februar/März auf Lanzarote war auf einmal alles anders…… in diesem 2020.

Aber was bedeutete es für mich und für mein Training. Matthias hat die Trainingspläne auf ein mittleres Level „heruntergefahren“, Bewegung ja, aber nichts riskieren, Immunsystem stabil halten. Alles drehte sich auf den Kopf – alles veränderte sich -ganz ehrlich, die einzige wohltuende Kontinuität war das Training. Erstaunlicherweise ist meine Motivation nicht zusammengefallen, obwohl schnell klar war, Wettkämpfe werden in diesem Jahr nicht mehr stattfinden.

Ich hatte meinen reduzierten Plan und ein tolles Team – das mit mir Ende März im Büro einen kleinen „Triathlon@office“ veranstaltet hat, damit ich nicht allzu traurig bin, dass meine Challenge Roth nicht stattfinden wird in diesem Jahr. Dass dieses kleine Video mal so eine tolle Sache im Laufe des Jahres nach sich zieht, konnte ich ja nicht ahnen, die imitierten Wellen von „Pits“ Kanal  sind mittlerweile legendär. Das Video, an das Team vom Felix Walchshöfer zur Aufmunterung gesendet in diesen schweren Wochen, landete dann auf den Challenge Roth social media Kanälen. Na, die Publicity wollte ich ja nicht, heute bin ich Felix echt dankbar dafür.

Das Video hat mir doch tatsächlich Mitte Mai den Startplatz zur „Hölle“ beschert, was mich im ersten Moment echt erschrak. Einen Startplatz bei einer der schwersten Mitteldistanzen, die es in Deutschland gibt – uff. Ich hab’s Matthias erzählt, die gewohnt ruhige Antwort hieß: „Du hast letztes Jahr eine Langdistanz geschafft, da schaffst Du natürlich auch diese Mitteldistanz. Wenn Du also Lust dazu hast, es ist noch Zeit genug, dann steigern wir das Training und du startest in Quedlinburg“. Lust dazu, aber sowas von! Gesagt – und direkt entwickelten sich vor meinen erstaunten Augen im Trainingsplan völlig neue, mir unbekannte Einheiten. Die Radeinheiten wurden öfters hügelig, die Intervallläufe hießen auf einmal  – bergan –  Läufe und in den LDL Einheiten sollte ich auf einmal Höhenmeter sammeln. Die Radeinheiten bin ich ab da ausschließlich auf dem Klassiker gefahren, mein Rennrad hat noch ein neues Ritzelpaket erhalten, um die Steigungen nach Friedrichsbrunn und hoch zur Rosstrappe besser meistern zu können.

Ende Juni dann ein Streckencheck im Harz. Den Veranstaltern und den tollen Guides des Tages und insbesondere Mark auch hier DANKE schön. Ganz ehrlich ist mir da doch etwas bange geworden…, dass ich da zweimal hoch soll und ich war noch nicht überzeugt. Aber die nächsten Wochen merkte ich, wie gut sich das Training bemerkbar macht. Die „hügeligen“ Touren in Abwechslung zu EB mit Kraftausdauer am Berg wurden immer besser. Und vor allem machte es mir immer mehr Freude, kurze Rampen und längere Anstiege zu fahren, mein Highlight in der Vorbereitung war eine Tour hoch auf den großen Arber, grandios. Also konnte ich gut vorbereitet am 05.09.2020 nach Quedlinburg fahren, um dort alles zu inspizieren.

Die Veranstaltung durfte stattfinden – den Aufwand, den die Veranstalter und alle Helfer betrieben haben, war immens und wir Sportler wirklich glücklich, dass am Samstag der Check-in der Räder begann, packen der Wechselkisten usw. losging….ein Support Team da war, um unsere Nervosität etwas zu mildern. Wie aufregend. Ein letzter Check des Materials, eine kurze, doch durchgeschlafene Nacht und dann in Dunkelheit morgens in die WZ1, um alles am Rad fertig zu machen. Ich war gespannt auf den Tag, die Wetteraussichten versprachen Sonne und trocken, schon mal gut. Entsprechend dem Hygienekonzept haben wir uns dann angestellt, statt Massenstart diesmal in Wellen von je 4 Sportlern alle 10s. Anmerkung hier: klappte super, sofort tollen Platz im Wasser für alle. Da ich ja mittlerweile ein absoluter Liebhaber des Schwimmens bin, hab ich mich auf die 2000m im Sonnenaufgang über dem Ditfurter See gefreut. 6:40 Uhr: Es war ein Traumstart in diesen Tag, Sonne und Nebel auf dem Wasser über dem See, die glitzernde Wasseroberfläche, absolute Windstille, ein tolles Gefühl, meinen Weg durch das Wasser zu ziehen, dann doch auf Rücksprache mit Matthias besser mit Neo, war eine gute Entscheidung.

Nach etwas über 39 min bin ich aus dem Wasser, positiv völlig überrascht von dieser guten Zeit. Ab in die Wechselzone, auch dort wieder genügend Helfer, vor lauter Begeisterung vom Schwimmen bin ich super schnell aufs Rad, gut, dass die Versorgung schon verstaut war.

Die Armlinge, Beinlinge und Weste hab ich nämlich gleich mal vergessen, hab wieder einmal die Kühle am Rad etwas unterschätzt. Bin losgefahren, für meine Verhältnisse etwas zu schnell um gleich festzustellen, dass der Wattmesser nichts anzeigte. Na gut, also ohne Instrumente. Mir war bitterkalt, sogar an den Füßen, das war demnach unklug, nicht die Minute in der WZ1 zu nehmen und alles überzustreifen, aber nun war es so. Die ersten 30 km sind geprägt von leichten Anstiegen, um sich ganz langsam an den ersten richtigen Anstieg zur Rosstrappe zu machen. Und auch einige Zuschauer begleiteten unseren Wettkampf, das tat gut, dass wir nicht ganz allein da rumgeradelt sind. Die Auffahrt zur Rosstrappe zieht sich, aber gut zu fahren in langgezogenen Serpentinen konnte ich hier gut hochtreten, allerdings mit kühler Muskulatur. Oben angekommen galt es jetzt, die angekündigte nicht so tolle Abfahrt nach Thale, aufgrund der Straßen Qualität, ohne Panne zu meistern.  Die 3 km bergab erforderte viel Aufmerksamkeit, aber ich war erstaunt, wie gut der Belag an diesem Tag war, bei unserer Testfahrt war es echt furchterregend für die Räder. Im Nachhinein haben wir auch gelesen, warum es an diesem Tag so war: ein Freiwilliger hatte wohl den Tag und die Nacht damit verbracht, hier fleißig zu reinigen und zu fegen, um uns eine gute Straße zu ermöglichen. Also zack war ich schon in Thale und wurde zusehends nervös für die erste steile Rampe hoch Richtung Friedrichsbrunn. Die hat mal so richtig reingehauen, innerlich hab ich immer abgespult, „lass die alle an Dir vorbeiziehen, trete Du gleichmäßig Dein Tempo“ (da hat Matthias mir wirklich viel Ruhe mitgegeben), was Du kannst, bergab wirst du schon noch einige einsammeln können und es laufen lassen können. Mir entgegen kamen so viele, die schon einmal oben in Friedrichsbrunn waren mit rasender Geschwindigkeit und dann stand auf einmal auch Norbert, ein lieber Trainingsfreund, an der Strecke. Ach, das war ja mal eine Überraschung und hat natürlich motiviert. Je höher ich kam und die Strecke sich oben wellig hochzieht, ging es mir prima und ich habe es genossen. Und so kam der Wendepunkt viel fixer als gedacht, meine Versorgung war so eingestellt, dass ich nicht an den „Boxenstopp“ musste, wobei es wirklich schön und super easy dort gemacht war, ich bin sofort auf die Abfahrt und runter gebrettert, oben lief es mega, unten in den enger werdenden Kurven deutlich aufmerksamer und dann war ich schon auf der kleinen Wenderunde in Thale und wusste, den 9km Anstieg das zweite Mal wird gut werden. TF und Geschwindigkeit mal außen vor lassen, sondern gleichmäßig hoch. Norbert war noch ein Stück höher den Berg hochgegangen, meine beiden Freundinnen aus Zürich bretterten mir entgegen (die hatten ihr eigenes „battel“, das konnte ich erkennen, das die Beiden nachher nur 1s trennen sollte- irre) und ich war besser, fitter oben als gedacht, bei der Abfahrt kam mir die Schleife bis in WZ2 ewig vor, es ging noch so einige Zeit durch den Ort. Ich war happy und dachte nur, den HM, den ziehst noch durch.

Beim Absteigen vom Rad hatte ich richtig starke Krämpfe in den Oberschenkeln, aber auch liebe Helfer in der WZ. Ich hab etwas „in Ruhe“ getrunken (Trinkflasche war in meiner Wechselbox, denn es stand vorher nicht fest, gibt’s es eine Versorgung oder nicht), Gel genommen und bin langsam wieder los, immer darauf bedacht, die Krämpfe loszuwerden. Das hatte einen positiven Effekt: endlich bin ich mal so ruhig los, wie Matthias uns immer mitgibt. Ein gutes Tempo finden, gleichmäßig laufen und wenn möglich hinten raus steigern. Der Halbmarathon wurde an diesem Tag zu einem tollen Lauf für mich. Die Strecke, die Landschaft hat mich begeistert, die Anstiege hab ich kaum als anstrengend wahrgenommen, weil ich so gut drauf war, dass ich immer besser in den Lauf kam und flüssig laufen konnte. Auch hier hat sich das gute Vorbereitungstraining gezeigt. Die zweite Hälfte des HM wurde endlich mal die schnellere, genauso wie es sein sollte. Und die Strecke hat es in sich, allein der ständig wechselnde Untergrund, da ist so alles dabei, von Asphalt, Schotter, Trail, Kopfsteinpflaster. Es gab dann doch Versorgungsstationen, die ich nutzen konnte. In den kleinen Orten waren Familien zusammen um uns anzufeuern, sogar ein Band machte Musik für uns. Und dann ging es schon in Richtung der Weltkulturerbe Stadt Quedlinburg. Durch die wunderschöne Altstadt und wie immer, die letzten 1500 m wollten einfach nicht weniger werden und dann ging es doch tatsächlich noch hoch in den Innenhof der Stiftskirche – puuuhh, eine kleine Bergprüfung kurz vorm Finish. Und ganz ganz zum Schluss noch fix  „ab durch die Hölle“, die der Mitteldistanz den Namen gegeben hat und ab auf den Marktplatz, wo uns Mark persönlich in Empfang genommen hat. Auch meine Freunde, die alle schon drin waren. Hygienekonform versteht sich von selbst. Was für ein Rennen, ich war glücklich, als mir die Helfer meine ersehnte Medaille — nein, bei der „Hölle von Q“ gibt es ein super coole Metall- Plakette, die für mich noch besser passte, denn es war die 4. Hölle, die stattgefunden hat und ich wurde 4. In meiner AK, na das hat doch mal was. Was eine toller Wettkampf, ich bin so froh, diese Herausforderung bekommen und angenommen zu haben. Und in diesem Jahr gleich ja noch mehr, das ist mir bewusst. Was mein Training für die nächste Saison 2021 betrifft: Die Berge und Pässe warten auf mich, der wunderschöne Harz lädt noch zu so vielen Touren ein und ich habe gemerkt, wie sehr sich kontinuierliches und strukturiertes Training sich auszahlt, vor allem in Motivation und Freude an unserem Sport. Und wie zu Anfang, unerwartet und dann so schön war es ein perfekter Saisonstart- und Abschluss in Einem.

Matthias, da hast mich formtechnisch einen großen Sprung machen lassen in diesem Jahr. Vielen lieben DANK.“

Die Hölle von Q in Quedlinburg

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